Marianne Seger

Autor: Marianne Seger

 

 

 

 

Eine optimale Kariesprophylaxe ist nicht nur von einer guten Mundhygiene abhängig, sondern auch von Faktoren wie Ernährung und die Verwendung von Fluoriden.

Früh beeinflussbare Kariesrisiken in der Ernährung:

  • dauerndes Nuckeln an Saugerflaschen und Ähnlichem in Verbindung mit Fruchtsäften oder zuckerhaltigen Getränken, da hier die Milchfrontzähne ständig umspült werden, was zum Nursing-Bottle-Syndrom (schnelle Zerstörung der vorderen Milchzähne) führen kann
  • kariogene Zwischenmahlzeiten wie Süßigkeiten, zuckerhaltige Getränke und Fruchtsäfte; hier ist die Häufigkeit, nicht die Menge entscheidend
  • Fertigprodukte, da diese häufig sehr viel Zucker enthalten

Wichtig für die Kariesprophylaxe durch Ernährung:

  • kalziumhaltige Lebensmittel wie Milch und Milchprodukte; Kalzium ist ein wichtiger Baustein für den Aufbau und Erhalt der Zähne.
  • gründliches Kauen; das regt den Speichelfluss an. Speichel ist das wichtigste natürliche Schutzsystem. Er neutralisiert Säuren, reinigt Zähne und remineralisiert den Zahnschmelz.
  • frisches Obst und Getreideprodukte; diese Nahrungsmittel haben genau den richtigen Biss und regen ebenfalls den Speichelfluss an.

Auch Fluoride sind in bestimmten Nahrungsmitteln wie Vollkornbrot, Nüssen, Fisch und schwarzem Tee von Natur aus enthalten. Das reicht allerdings für eine wirksame Kariesprävention nicht aus.

Kariesprävention durch Fluoride

Fluoride in Mund- und Zahnpflegemitteln spielen eine zentrale Rolle in der Kariesprophylaxe. Sie erfüllen drei wichtige Funktionen für die Erhaltung der Zahngesundheit:

  • Fluoride fördern die Remineralisation beginnender Kariesschäden, also die Wiedereinlagerung von Schmelzbestandteilen in den Zahn, und verhindern dadurch die Entstehung von behandlungsbedürftigen „Löchern“. Ein beginnender Schaden (Initialkaries) kann durch Fluoridanwendung vollständig geheilt werden.
  • Bakterien in der Plaque wandeln Zuckerbestandteile der Nahrung in Säuren um, die den Zahnschmelz auflösen. Fluoride werden in den Zahnschmelz eingelagert und machen ihn widerstandsfähiger gegen diese Säureangriffe.
  • Fluoride hemmen außerdem den Stoffwechsel dieser Plaquebakterien und reduzieren so die gefährliche Säureproduktion.

Die Anforderungen ändern sich mit dem Alter des Kindes (Fluoridfahrplan der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde). So enthält Kinderzahnpasta deutlich weniger Fluorid (500 ppm F-) als Zahnpasta für Erwachsene, auch weil Kinder Zahnpasta zum Teil verschlucken. Ganz am Anfang sollte darum auch nur eine erbsengroße Menge 1x täglich auf die Zahnbürste aufgetragen werden. Ab einem Alter von zwei Jahren sollte zweimal täglich mit einer erbsengroßen Menge geputzt werden. Ab dem Zeitpunkt des Durchbruchs der ersten bleibenden Zähne kann mit einer Erwachsenenzahnpasta mit mindestens 1000 ppm Fluorid geputzt werden.[1]

Warum fluoridreduzierte Kinderzahnpasten?

Fluorotische Veränderungen des Zahnschmelzes können entstehen, wenn während der Zahnschmelzbildung (also solange die Zähne noch nicht in die Mundhöhle durchgebrochen sind) hohe Fluoridkonzentrationen im Blut auftreten (wenn über eine längere Zeit zuviel Fluorid geschluckt wird). Es kommt dann zu einer Beeinflussung der Bildung des Zahnschmelzes. Die Veränderungen äußern sich in sehr feinen weißen Linien oder wolkigen Arealen im Schmelz. Dieses Phänomen wird als „mottling“ oder „Schmelzflecken“ bezeichnet. Es ist völlig unbedenklich und maximal ein kosmetisches Problem, nämlich dann, wenn die Schneidezähne betroffen sind. Fertig mineralisierte, durchgebrochene Zähne können keine Schmelzfluorosen mehr entwickeln. Da „Flecken“ auf dem Zahnschmelz eine Vielfalt von Ursachen haben können, muss die Diagnose einer möglichen Dentalfluorose vom Zahnarzt gestellt werden.

Erst bei stärkerer Ausprägung dieser fluorotischen Veränderungen kommt es zu kalkweißen bis bräunlichen Verfärbungen des Zahnschmelzes. Diese Veränderungen werden aber praktisch nur in Gebieten mit extrem hoher Fluoridkonzentration im Trinkwasser beobachtet. Es handelt sich dabei um eng begrenzte Gebiete in Afrika und Indien.

Schmeiser und Mitarbeiter (1996) untersuchten fast 2000 Schulkinder auf fluorotische Veränderungen.[2] Weder lokale Fluoridanwendungen (Zahnpasta + Spüllösungen bzw. hochkonzentrierte Gelées) noch die Gabe von Fluoridtabletten erhöhte das Fluoroserisiko. Lediglich Kinder, bei denen alle Arten der Fluoridanwendung kombiniert wurden, hatten ein minimal höheres Risiko (statistisch nicht belegbar), leichte Schmelzflecken zu entwickeln.

 

[1] Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde.

[2] Schmeiser, R., H. J. Gulzow, and R. Schiffner. "Is there an association between the presence of mottled enamel and various fluoridation methods?." Deutsche Zahnarztliche Zeitschrift 51.12 (1996): 751-755.

Weitere Studien zu Fluoriden / Fluorose:

Featherstone, JD  Prevention and reversal of dental caries: role of low level fluoride. Community Dentistry and Oral Epidemiology.

Thylstrup, A. Clinical Evidence of the Role of Pre-eruptive Fluoride in Caries Prevention J of Dent Res 1990.

Clarkson, J. et al. Role of fluoride in oral health promotion Int Dent J 2000.

Schiffner U, Gülzow H-J, Schulte T, Wandel C: Zahngesundheit und Kariesbefall an bleibenden Zähnen Hamburger Schulkinder von 1988 bis 1997. Deutsch Zahnärztl Z. 2001 Jun;56(6):388-92.